so long on & off
Offenbach bricht auf zu neuen Ufern. Auch wir entdecken weitere Horizonte.
Danke Offenbach, für die Einsichten und Ansichten, die du mit onoff geteilt hast.
In diesem Sinne,
Macht´s gut ihr Trottel 😉
so long on & off
Offenbach bricht auf zu neuen Ufern. Auch wir entdecken weitere Horizonte.
Danke Offenbach, für die Einsichten und Ansichten, die du mit onoff geteilt hast.
In diesem Sinne,
Macht´s gut ihr Trottel 😉
Bin grad im neuen Stadtteil unter den Eichen langgefahren, Da müsst ihr unbedingt bald nen on off Fotospaziergang machen! Sieht übelst verspießt und langweilig da aus..
…so die SMS eines Freundes, welche uns den Anstoß zu dieser Reportage gab. Wir durchqueren den Osten Offenbachs, entlang der Mühlheimer Straße. Es ist heiß an diesem Samstag Mittag. An den Eichen, sollte eigentlich mal Waldheim Süd heißen, erzählt mir Paul als wir uns mit dem Rad durch die Betonwüste schlagen. Als das Interesse am neuen Wohnquartier sich zunächst in Grenzen hielt, wurde es aus marketingtechnischen Gründen umbennant in „An den Eichen“.
Beim Neuen Friedhof gleich hinter der MAN Roland geht’s rüber in die neue Welt. Die Grenze wird gezogen durch die S-Bahn schienen, die zu hunderten unter der Brücke zusammen zu finden scheinen. Meine Oma hat mir erzählt, dass dieses Gebiet von den Offenbachern früher Waggonhausen genannt wurde. Denn Sozialschwache, die zuvor an der Ecke Untere Grenzsstraße/ Mühlheimerstraße in Baracken untergebracht waren, wurden mit dem Umbau der Stadt hier her ausquartiert – genauer gesagt in alte Waggons. Erst in den 60er Jahren wurde das Ghetto aufgelöst und die Bewohner weg von den Schienen hinein in neue Sozialbauten der Stadt umgesiedelt. Danach gab es lange Zeit nur freies Feld und Schrebergärten. Diese rahmen auch jetzt noch das Gebiet ein, genauso wie der Stadtwald in Richtung Norden.
Wir fahren vorbei an Baugruben und Zäunen, drehen ein in den kleinen Kreisel am Ortseingang, der mit einer dezenten Blumeninstallation geschmückt ist. Trotzdem wirkt alles etwas ausgestorben und man bekommt irgendwie das Gefühl, dass nur noch die Steppenläufer fehlen, die sich wie im Westernfilm durchs Bild schleichen. Das Ausbleiben von Bäumen und Hochhäusern setzt uns direkt der Sonne aus, die Baucontainer scheinen die Wärme sogar noch zu vervielfachen.
Wir betreten das Noch-Niemandsland, vorbei am kleinem Informationszentrum, das Hinweise zum Leben in „urbanen Strukturen mit einem hohen Naherholungs- und Freizeitwert“ gibt. Urban sieht es noch nicht wirklich aus. Die Reihenhäuser leuchten vor weißer Farbe, alle mit einem mehr oder weniger individuellen Farbakzent, alle mit einem mehr oder weniger individuellen Schnitt. Gerade Linienverläufe und Kanten scheinen zu dominieren. Reißbrettartig. Viele Pflanzen in den Vorgärten sind noch eingepackt, umhüllt von Plastik. Die Satellitenschüsseln scheinen einziger Schmuck zu sein. Das halbe Dutzend Eisenstangen das den Fußweg als Torbogen säumen soll, wirkt wie ein Käfig.
Wirklich viele Bewohner kommen uns nicht entgegen. Es ist still bis auf die regelmäßigen Flugzeuggeräusche. So scheinen wir fast aufzufallen bei unserem Streifzug und Einzelne wenden ihre Blicke ab von den Arbeiten, um uns zu beäugen. Manche kommen die Tür raus, als wir vor den Vorgärten stehen und Fotos machen – fast, als würden sie menschlichen Kontakt vermissen. Von den Kindern, die den Betonboden mit Kreidekritzeleien bemalt haben fehlt jede Spur. Ausgesprochen wohl fühlen wir uns jedoch auf dem Spielplatz, die Schaukeln geben nicht das leiseste Knirschen von sich, die Sitze sind noch nicht ausgesessen.
Man hat das Stadtviertel schnell abgelaufen, zu entdecken gibt es noch nicht sehr viel. Um die Monotonie zu durchbrechen muss hier und da noch einiges wachsen. Das Künstliche muss echt werden; die Wohnungen eingeräumt und die Pflanzen ausgepackt werden.
Wenn man sich heute auf dem steril anmutenden Sportplatz am Wiener Ring umsieht, erinnert nichts mehr an die verwesende Rutschenlandschaft des früheren Tambourbads. Alles blitzt so schön neu – vom Kunstrasen bis hin zu den angehenden Fußballstars der Kickers Junioren, die gelassen über den Platz schlappen. Was aber hat es auf sich mit Offenbachs verstorbenem Waldschimmbad am Bieberer Berg? Verlässliche Auskünfte gibt der Haus- und Hofmeister des heutigen Sportzentrums, Herr Priemel, wie die Blume nur mit ie. Er fühlt sich auf dem Gelände wie zu Hause. „Ich wohn seit über 20 Jahren hier. Da hinten, neben den Turnhallen ist meine Wohnung.“ Generell weiß Herr Priemel also ziemlich viel über das fast schon sagenumwobene Tambourbad. Dessen Beginn hat allerdings viel mit Abfall zu tun. Vor mehr als 50 Jahren wurde auf dem Areal eine Mülldeponie angelegt. Gummi, Papier, Schrott wurde bergeweise gestapelt. Im Rahmen der Offenbach-Improvement-Bewegung Mitte der 60er Jahre wollte man sich dieser Massen dann entledigen, buddelte ein Loch, ließ die Tonnen an Zeug darin verschwinden und kleisterte es wieder zu. Aus dem Auge aus dem Sinn. Ein netter Rasen sorgte für einen passenden Grund für ein schickes Schwimmbad. 68 die Einweihung. Eine mordsmäßige Bade-Ära wurde eingeläutet, Herr Priemel erinnert sich gern zurück. „Da hinten hatten wir ne Rutsche und sogar einen Sprungturm“, erzählt er und deutet auf den Waldrand direkt zur Bieberer Straße hin. Viel war los, das Bad war immer beliebt. Anfang der 90er dann die Wende. Der Müll habe Faulgase produziert, die unterirdisch vor sich hin rumorten, Massensterben und vielleicht auch Allergien verursachen würden. Das Bad müsse dahinscheiden bevor es jemand der Gäste täte. Laut Herr Priemel ist das alles „Quatsch mit Soß´“ gewesen. „Hier ist niemand krank geworden. Meine Exfrau und ich haben hier gelebt und mir geht’s gut. Der auch, hab die grad erst wieder gesehn.“ Schluss mit Planschspaß. Herr Priemel war nach der Schließung nicht mehr Hausmeister des einst belebten Schwimmbads vielmehr Platzwart eines Friedhofs.
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