OFF EN BACH_AN SICHT EN

Endlich ist er da, der neue Bildband Offenbach Ansichten, herausgegeben vom Verlag Offenbacher Editionen. Darin zu finden sind sechs Fotoserien, die die unterschiedlichen Gesichter der Stadt zeigen. Im Vorwort schreibt Lothar R. Braun:

Mit Offenbach muss man Geduld haben. Einem flüchtigen Blick öffnet es sich nicht. Die sechs Fotokünstler, denen wir hier begegnen, brachten die Geduld auf. Mit ihren Kameras und ausgestattet mit der Ruhe für den zweiten und dritten Blick kamen sie diesem Gewebe aus Häusern, Straßen und Menschen, das wir Offenbach nennen, bis auf die Haut nahe. Dafür mussten sie freilich Oberflächen beiseite wischen.
Denn das hätte auch eine Sammlung von Postkarten-Motiven ergeben können. Doch die Schokoladenseiten der Stadt – es gibt sie, aber ja doch! –  haben diese Betrachter nicht gefesselt. Sie suchten die Wirklichkeiten dahinter und fanden gleichwohl zu Bildern von ästhetischem Reiz.
Bei René Spalek, beispielsweise, ergaben sie sich im Blick auf technische Anlagen und architektonische Kontraste. Er zeigt sie in verschwimmender Distanz und knallharter Nähe. Manchmal wirkt das wie ein insziniertes starres Arrangement, ein andermal wie im Schnappschuss festgehaltene Bewegung.


Hans-Jürgen Herrmann wiederrum, lenkt unsere Aufmerksamkeit darauf, dass eine Stadt von keiner Generation so gesehen und erlebt wird, wie von der vorangegangenen oder den folgenden. Er hat seine Motive im Abstand von knapp zwanzig Jahren von der selben Stelle und im selben Winkel aufgenommen, 1994 und 2013. Da sehen wir das Bleiben neben dem Wandel, und immer ist es etwas Vertrautes. Wir staunen darüber, die Veränderung gar nicht wahrgenommen zu haben: Wie sollten wir auch? Der Wandel ist im wahren Sinn des Wortes alltäglich.

Belebt wird die Szenerie von Wolfgang Günzel. Er betrachtet die Menschen in ihrem Umfeld, diese Vielfalt von Gesichtern, Muttersprachen und Gewohnheiten, die man außerhalb der Stadt „die Offenbacher“ nennt. Es ist ein spannendes Mosaik, das nicht schönt, aber von Vitalität erzählt.
Matthias Rückel hingegen betrachtet die Dächer der Stadt. Das sind unter Denkmalschutz gestellte Dächer, die jeder kennt, und andere, die man nie so sieht, weil kein Mensch als Hans-guck-in-die-Luft durch Offenbach geht. Dächer und Türme, wie die Tauben in ihrem Flug sie sehen und andere, zu denen man sich den Kopf verrenken müsste.

Mit mehr Bodenhaftung ging Paul Belba durch Offenbach. Mit Gespür für Nostalgie fand er Gaststätten ohne Glamour, Einzelhändler, bei denen noch etwas fortlebt vom alten Tante-Emma-Laden, dazu Werkstätten, die ans Gestern erinnern. Auf seinen Bildern spürt man noch Atem und Gemüt des alten Offenbachs in neueren Gewändern.


Kühler wird es dann wieder bei den Arbeiten von Peter Voigt, der sein Objektiv auf „Un-Orte“ gerichtet hat. Seine Bilder zeigen das noch Unfertige und das schon Zerbröckelnde der Stadt, übrig gebliebene Reste, urbanes Geröll im Fluss der Zeit.                                                                                                       

Die Erstauflage umfasst 1000 Exemplare. Für 49 Euro sind diese ab sofort unter anderem beim Buchladen am Markt, der Steinmetz´schen Buchhandlung, bei BuchRabe in Bieber und Thalia erhältlich. Ob sich die Investition für 168 Seiten Offenbach pur lohnt, bleibt jedem selbst überlassen. In Fachkreisen jedoch, wird bereits jetzt über eine mögliche Wertsteigerung des Buches innerhalb der ersten Jahre nach Veröffentlichung spekuliert.