Es stimmt also tatsächlich, was man über die Italiener sagt…
Nach dem Tipp einer guten Freundin, gehen wir an diesem Samstag Nachmittag, quasi mit dem ersten Sonnenschein des Jahres, in das italienische Café in der Frankfurter Straße; Es gäbe wirklich guten Kaffee und der Inhaber sei total gesprächig und ein freundlicher Zeitgeselle.
Wir betreten den Raum und es scheint uns, als wären wir gerade 1750km gen Süden gefahren. Wir sind also in Apulien, genauer gesagt in Uggiano La Chiesa, der Heimat von Franco. Ein bisschen verdutzt schaun wir uns erstmal um, bevor wir den Betreiber des Cafés, das zugleich als Lebensmittelladen fungiert, ansprechen können. Im Schaufenster stapeln sich die Panetonekartons und beim Anblick der mit Feinkost befüllten Regale kann einem schonmal das Wasser im Munde zusammenlaufen. Auch die große Auswahl an Weinen kann sich durchaus sehen lassen.
Franco ist kein bisschen erstaunt über unseren Besuch. Es wurde schon so Einiges geschrieben und berichtet über sein geliebtes Café Cuore. Die Menschen mögen es anscheinend hier und er weiß nicht so recht warum. „Ich habe es ganz einfach gemacht.“
Wir jedoch haben ziemlich schnell schon einige Vermutungen, wieso der Laden, den es jetzt mittlerweile seit 4 Jahren gibt, so gut läuft. Zum Einen, serviert Giuseppe, der heute die Kaffeemaschine bedienen darf, einen vorzüglichen Espresso und zum Anderen, birgt die Atmosphäre eine gewisse Ansteckungsgefahr. Es wird viel musiziert berichtet uns Franco, der auch selbst gern zur Gitarre greift und sogar mal eine eigene CD aufgenommen hat. Auch heute sitzt ein Mann an einem Tisch am Fenster und zupft etwas nachdenklich an seiner Gitarre. He Michele, bitte spielst du jetz eine schöne Lied, ok?! Das ist Michele, ein guter Freund von mir. Und auch im weiteren Verlauf unseres Besuchs, wird jeder neue Gast als ein guter Freund vorgestellt. Das sei wichtig, erzählt uns Franco. Heutzutage kann jeder alles überall kaufen. Das ist auch der Grund, warum so viele Läden und Cafés schon kurz nach ihrer Eröffnung wieder schließen müssen. Oft steckt einfach kein Cuore dahinter. Nicht nur freut es Franco persönlich, wenn er mit den Menschen in Kontakt treten kann, es ist auch gut fürs Geschäft. Heute kommen 10 Freunde und morgen bringen sie 10 weitere Freunde mit. Das ist gut, hier ist es leicht, Kontakte zu knüpfen. So macht es auch Sinn, dass sie alle paar Wochen eine Party in dem netten Cafè veranstalten. Da gibt es dann selbstgemachte Musik, leckeren Wein, Antipasti und was sonst noch alles zu einem perfekten Abend gehört. Die nächste findet im Übrigen am 9. Februar statt. Doch erstmal gibt es für Lili einen Espresso aufs Haus. Giuseppe, un espresso per la signora!
Das Spiel mit den Klischees ist übrigens nur zum Teil gewollt. Franco ist sich durchaus bewusst, dass die Leute auf seinen authentischen Akzent ansprechen. Trotzdem würde er gerne flüssiger Deutsch sprechen und sich präziser ausdrücken. Das hat er aber auch in den gut 40 Jahren, die er nun schon hier lebt, nicht geschafft, gibt er mit einem Schmunzeln auf den Lippen zu. Macht gar nichts, wir verstehen ihn super.
Wir wollen uns weiter umsehen und mit ein paar Gästen ins Gespräch kommen, als plötzlich dieses Lied ertönt: Tu vuò fa l‘ americano! mmericano! mmericano siente a me, chi t‘ ho fa fa?….Moment, das kenn ich doch irgendwoher!? Zu Franco und Michele hat sich noch ein Dritter gesellt. Zusammen singen sie den alten Evergreen von Renato Carosone (ja das hab ich gegoogelt) und die Gäste wippen dazu vergnügt im Takt.
Die Eltern von Franco waren Bauern. Als er nach Deutschland kam, hat er einige Jahre als LKW-Fahrer gearbeitet und ist zwischen Deutschland und Frankreich gependelt. Unter großem Termindruck musste er oft die Nächte durchfahren und vermisste dabei einen guten Kaffee, der ihn wachhalten konnte. Und immer, wenn er dann einen fand, schien es ihm, als ginge sein Herz auf. So entstand auch der Name für sein liebenswertes Café.
Klingt nach einer ziemlich romantisierten Darstellgung, wie wir finden…aber glauben tun wir es ihm trotzdem.
Achja: Was waren das noch alles für Klischees über Italiener?! Sie seien sehr offen, temperamentvoll und lebensfreudig, eher familiär veranlagt und daher warmherzig. Außerdem hätten sie ein ausgeprägtes Bewusstsein für gutes Essen und Trinken….cosa vuoi di più dalla vita 🙂
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