langsam wird es duster…selbst in offenbach
glücklich, wer ein starkes antidepressivum kennt.
bei clickonoff sollen die nebenwirkungen am schönsten sein…
Archiv für den Monat Oktober 2012
spektackle
Es ist einer der letzten Sonnentage in diesem Herbst, als wir uns dem Sportfeld des BSC Offenbach oben auf der Rosenhöhe nähern. Die Nacht war wieder mal kurz, doch das tut unseren Erwartungen an das Spiel keinen Abbruch. „In Offenbach spielen sie Rugby!“, hat man uns gesagt. „Rugby?! Das ist doch dieses Brutalo-Spiel, was die auf der Insel erfunden haben…geht so ähnlich wie Football, wurde aber schon viel früher erfunden. Und das wird auf der Rosenhöhe gespielt?“
Tatsache, wärmen sich gerade knapp 30 Sportler auf dem großen Rasen auf. Sie tragen gestreifte Trikots, haben leicht verformte Gesichtszüge, was wohl dem Mundschutz geschuldet ist und laufen einem eiförmigen Ball hinterher. Von Zeit zu Zeit sieht man, wie einer von ihnen von Mitspielern in die Höhe gehoben wird. Er kriegt dann den Einwurf zugespielt und sucht zügig nach einer passenden Anspielstation. Der Klumpen aus Spielern verteilt sich schnell wieder in alle Richtungen.
Wir schlendern rüber zur Zuschauertribüne und treffen dort Susanne, die junge Physiotherapeutin. Sie wirkt leicht angespannt. Als Sportstudentin will sie sich am Wochenende was dazu verdienen und hofft, dass es unblutig bleibt heute, bei ihrem ersten Spiel.
Trainer Lofty hingegen hat vor diesem Lokalderby gegen den Erzfeind Heusenstamm vermutlich gerade andere Sorgen im Kopf. Bezeichnenderweise kommt der langhaarige Mann aus Neuseeland, wo Rugby so etwas wie Nationalsport ist. Das merkt man ihm vor allem dann an, wenn er von der Seitenauslinie mit seiner sonoren Stimme und dem ungewöhnlichen Dialekt Spielzüge ansagt, welche für seine Spieler vermutlich noch in 80 Metern Entfernung hörbar sind. Eine außergewöhnliche Leidenschaft schwingt dabei immer in seiner Stimme mit, so scheint uns.
Bevor es losgeht, checkt der Schiedsrichter noch einmal die Stollen an den Schuhen der Spieler. Man will ja niemandem etwas unterstellen, aber es soll Spieler geben, die sich jene anspitzen, um im Zweikampf besser wegzukommen. Und Offenbach soll ja bekanntlich ein hartes Pflaster sein. Doch heute besteht kein Anlass zur Beunruhigung; an diesem sonnigen Tag scheint alles den Regeln zu entsprechen und das Spiel beginnt.
In der Zwischenzeit hat sich auch die überschaubare Tribüne hinter uns gefüllt. Ein kleines Soziogramm ergibt, dass Zuschauer aller Alterklassen vertreten sind. Von der Spielerfreundin über Kumpels und Eltern bis hin zu betagteren Edel-Fans, hat sich allerhand hier eingefunden und verfolgt -meist- aufmerksam das Match.
Wir versuchen das Gleiche zu tun, stellen aber schnell fest, dass das Regelwerk für Außenstehende zunächst schwer zugänglich ist. Trotzdem sind wir beeindruckt vom Tempo und der rohen Körperlichkeit, die auf dem Spielfeld stattfindet. Vielleicht ist es gerade dieser Gegensatz; Komplexität auf der einen Seite und das Grobe, Einfache, der Körper auf der anderen, welcher die Sportart interessant macht.
Achja, die Regeln. Wie uns scheint sind wir nicht die einzigen Beobachter, die die Regeln des Spiels noch nicht intus haben. Auch die anderen Fans philosophieren über den ein oder anderen Pfiff wild herum. Was ist gerade passiert? Wieso kriegen die jetzt Einwurf…?
Unser Eindruck ist jedenfalls, dass Offenbach das Spiel dominiert und das wird zumindest durch einen Fan bestätigt, der den Spielstand ziemlich genau auf 17-7 schätzt.
Nach der Halbzeit, kann der BSC weiter Druck nach vorne machen. Auch wenn der Gegner durch ein paar gekonnte Einzelaktionen punkten kann, beherrschen die Jungs aus Offenbach das Match. Beim Endstand von 24-14 schließlich, pfeift der Schiedsrichter ab.
Neben der großen Freude über ihren Sieg, sieht man den Spielern aber auch den Verschleiß an: eine Mixtur aus Schweiß, Erde und Gras ziert die Sportbekleidung der Helden. Besonders Nummer 7 hat es beim letzten Spielzug voll erwischt. „Ist wahrscheinlich gebrochen die Nase…das hatt´ ich schonmal“, meint der junge Mann relativ trocken und drückt an seinem Riecher rum. Somit wurden Susannes Hoffnungen auf ein unblutiges Spiel im letzten Moment doch noch zerstört, aber sei´s drum. Der Kasten Bier steht bereit. Es wird Zeit, dass er auf seine guten Freunde Euphorie, Stolz und Testosteron trifft…WHOOMP BSC
PS: Football geht anders.
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wer tatsächlich errät, wo in off dieses bild entstanden ist, erhält von uns einen exklusiven abzug davon. vielleicht ist ja ein biologe unter euch, dem die zusammenstellung der unterschiedlichen blätter bekannt vorkommt. viel spaß beim raten jedenfalls…
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dürfen wir vorstellen? …ihr dürft sie aber auch gerne Helix nennen!
Badehaus
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zur abwechslung mal was anderes – offon goes doggystyledownload wallpaper
Wer hat noch nicht, wer will nochmal
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ein offenbacher sonnenaufgang zur feier des tages und der start in einen goldenen oktober
Bei Bäckerei Beck
Es ist kurz vor Acht. Der Tag scheint noch nicht ganz wach, genauso wie ich. Im Verkaufsladen der Bäckerei Beck ist nicht mehr viel los. Der große Ansturm sei zwischen halb sieben und halb acht, wenn die meisten auf dem Weg sind zur Arbeit, erzählt mir Christine Beck, die Schwester des Bäckermeisters Beck & Chefin an der Ladentheke. Sie sitzt gerade mit der einzigen Kundin im weinroten Kaffeestübchen der Bäckerei und verschnauft nach dem Stress in den Morgenstunden ein erstes Mal. Der winzige Raum ist ausgestattet mit einer Handvoll kleiner Holztische, die mit weißen Rüschentüchern bedeckt sind. Als die Beiden sich wieder ihrem Gespräch über die verschiedenen Ärzte Offenbachs widmen, schaue ich mich im kleinen Laden um. Mir fällt auf, dass ich schon lange nicht mehr in einer „richtigen“ Bäckerei, wie der am Wilhelmsplatz, eingekauft habe. Meine Baguettes für den Grillabend hole ich im Glockenbäcker, meine Brezeln bei Backfactory (da gibt’s für 2 Euro gleich 4 oder 5 Stück), das Frühstücksrosinenbrötchen meist beim SB-Bäcker neben KFC, der ist so schön nah an der S-Bahn. Alle haben den großen Vorteil, dass sich die Klappen schnell öffnen und wieder schließen lassen, man für wenig Geld zwar nicht das Beste aber viel bekommt und zackig wieder draußen ist. Ein Donut mit leicht verlaufener Schokoglasur ist auch immer drin.
Bei Beck gibt’s weder Muffins noch Donuts. Die Brezeln bekommt man nicht im 5er Pack günstiger. Man ist auch nicht mal schnell unterwegs, denn Verkäuferinnen wie Christine Beck kümmern sich um das Einpacken der Brötchen und es gibt nur eine leicht vergilbte Kasse. Die ladenfüllenden Schließfächer für die Backwaren fehlen auch. Stattdessen fühlt man sich in der über 100 Jahre alten Bäckerei ein bisschen zurückversetzt in die Sechziger, was nicht zuletzt am Nostalgie-Kaffeestübchen liegt. Aber auch der Rest des Ladens ist gemütlich. Es strotzt nur so vor interessanten Details, Postkarten hängen hinterm Tresen an der Wand, es gibt Kakao in Flaschen und Pulverkaffee zu kaufen. Trotz der Besonderheiten, hat der Handwerksbetrieb mit dem To-Go-Angebot der Schnell-Produzenten zu kämpfen. „Generell ist viel weniger los als früher. Wir merken das einfach, dass gerade auf der Einkaufsstraße immer mehr schnelle Bäcker öffnen“, erzählt Frau Beck.
Auch der Geselle Bender, der schon sein ganzes Leben in einer Backstube hantiert, kennt die Kaufgewohnheiten der heutigen Kunden gut. „Für viele passt das Einkaufen in einer Konditorei nur noch zu einem schönen Besuch auf dem Markt am Samstagmorgen. Die täglich nötigen Sachen werden beim Bäcker geholt, der direkt im Rewe eine Filiale hat und sowieso angesteuert wird.“ Ich unterhalte mich mit dem etwas älteren Mann, dessen langes Haar von einer roten Kappe bedeckt ist, hinten in der Backstube. Seinen Blick richtet er nur auf die Anzeige der kleinen Waage, mit denen er das Gewicht der Nussschnecken prüft. Seine Augenringe entdecke ich trotzdem. Sie lassen ihn grimmig wirken, im Gespräch merke ich aber schnell, dass es sich bei Herrn Bender um einen herzlichen Menschen handelt. Er erzählt von seiner Zeit als junger Geselle, in der er die Sommertage am See verbrachte und des Nachts fleißig in der Backstube werkelte. Herr Bender ist auch ein witziger Kollege und zieht den Lehrling Tobias mit dessen, nach ihm „fehlgeleiteten“ Leidenschaft für den OFC auf. Tobias ist 19 Jahre alt und steht kurz vor der Abschlussprüfung zum Gesellen. Er mag seinen Job sehr, wollte immer was mit Handwerk machen. „Über einen Einstieg als Metzger hab ich auch nachgedacht, aber ich kann kein Blut sehen“, erzählt mir der sehr jung wirkende Azubi etwas peinlich berührt. Die Nacht schlägt er sich ab 0:30 Uhr mit Backen um die Ohren. Jetzt, gegen halb neun morgens, ist seine Schicht beendet. Er geht dann meistens joggen, im Anschluss schläft er so bis sechs um dann ins Fußballtraining zu starten. Gegen zehn wird dann nochmal ein Powernap gehalten, bevor es mitten in der Nacht wieder zur Arbeit geht. Tobias lacht, als er sieht, wie ich verwundert den Kopf schüttele. Ich finde es erstaunlich, dass sich ein junger Mensch heutzutage so entschieden einer Ausbildung widmet, die das soziale Leben in gewisser Hinsicht einschränkt. „Zu Beginn war es anstrengend, Lehre und Privatleben aufeinander abzustimmen, da war ich oft ziemlich geschafft. Aber ich hab mich dran gewöhnt und jetzt ist´s easy“, meint er achselzuckend. Er begleitet mich mit Herrn Bender auf der kleinen Tour durch die Bäckerei, obwohl seine Schicht schon vorbei ist. Beiden merkt man die Leidenschaft für die Backkunst an. Sie zeigen mir den Etagenofen und schieben extra für mich neue Baguettes rein, damit ich sie „wachsen“ sehen kann. Der Kühlraum wird mir gezeigt, wo viele eingefrorene Nussecken und Granatsplitter lagern. Außerdem erklären die beiden, wie man Geschmierte herstellt. Für mich als gebürtige Offenbacherin eine Köstlichkeit: geröstetes Eierweck mit Zuckerglasur. Schon ewig habe ich keinen mehr gegessen, fällt mir dabei auf, dabei gab es in meiner Kindheit nichts besseres für mich. Ich kenne auch keinen Discountbäcker, der etwas Vergleichbares anbietet. Während mir schon das Wasser im Mund zusammen läuft, erfahre ich, dass Tobias viel lieber Quarkhörnchen mag – Herr Bender isst alles aus dem Angebot der Bäckerei Beck gern, er hegt keinerlei Präferenzen. Die beiden dürfen sich nach Lust und Laune am Selbstgebackenen bedienen. Unser Rundgang durch den Backstage-Bereich neigt sich dem Ende zu. Auf Herrn Bender wartet noch ein Polnischer Käsekuchen, der heute noch an Offenbacher Kaffees raus muss, die von Beck beliefert werden. Tobias hat sich mittlerweile seinen Trainingsanzug übergeworfen, seine Haare sind nun hochgegelt. Bevor er sich verabschiedet, holt er noch die nun fertigen Baguettes aus dem Etagenofen.
Bei all dem ermunternden Duft von frischem Gebäck habe ich meine Müdigkeit ganz hinter mir gelassen, stattdessen ist Lust auf ein gutes Frühstück da. Ausgestattet mit Eierweck und Butterbrötchen für die Oma, mache ich mich wieder auf den Weg. Ein frischer Geschmierter mit dunkler Glasur ist auch noch drin – ganz wie früher.
Mormonen in Offenbach – Nachtrag
Nach der ausgiebigen Führung in der Kirche der Heiligen der Letzten Tage, haben wir uns dazu entschieden, einen Schritt weiter zu gehen – und haben den Gottesdienst der Mormonen besucht.
Für die Erleuchtung am Sonntag wurden die Rollläden zeitig hochgezogen. Pünktlich um halb zehn waren wir bereit, schick angezogen, wie es bei den Mormonen üblich ist. Der Parkplatz war mit ein paar Autos belegt. Das Gefühl, sich in einem Amt zu befinden war gewichen, vielmehr ähnelte es nun einem Tag der offenen Tür in der Schule. Viele Kinder waren unterwegs. Schick gekleidete Leute reichten uns freundlich die Hände, als sie uns als Newbies erkannten, erkundigten sich, wie wir auf den Gottesdienst aufmerksam geworden sind.
Elder Lewis hatte uns gleich aufgespürt, erstaunt und gleichermaßen froh darüber, uns zu so früher Stunde im Gottesdienst anzutreffen. Er und Elder Wolz setzen sich neben uns, als wollten sie uns Beistand leisten. Die Kirche war nicht wirklich gefüllt, höchstens 30 Leute. Das verwunderte uns, hatte Bruder Schulz doch von circa 80 regelmäßigen Gästen gesprochen. Relativ viele Männer hatten vorne neben dem Altar der Kirche Platz gefunden, sie schienen eine höhere Position inne zu haben. Die Andacht begann mit einer musikalischen Einstimmung, niemand erhob sich dazu. Es folgten offizielle Ankündigungen des Bischofs, ein kleiner Mann mit Brille. Im Raum war es unruhig, was vielleicht an den Kindern lag, von denen einige ihren Eltern an den Haaren herumspielten. Trotzdem schien der Hauptteil der Gäste interessiert. Auflockerungspausen wurden mit Liedern gefüllt, die sich im Nachhinein alle irgendwie ziemlich ähnelten. Ein kleiner Junge schlappte nach vorn und trug das Glaubensbekenntnis der Mormonen vor. Die nächste Dame berichtete von der Suche nach ihren Vorfahren und hob hervo, wie wichtig die Verbindung zu den Geistern Verstorbener ist, um selbst glücklich werden zu können.
Das Abendmahl war ähnlich zur evangelischen oder katholischen Eucharistiefeier. Die Sakramente wurden mit Psalmen gewürdigt, Messdiener trugen Schalen mit Brot durch die Reihen. Ein Unterschied lag allerdings beim Wein. Der blieb nämlich aus. Wie Shots tranken die Teilnehmer Wasser aus winzigen Plastikbechern. Wir verzichteten dankend auf Brot und Weinersatz, was ohne Überzeugungsversuche akzeptiert wurde.
Kurz vor Schluss stand noch ein Vortrag über Familienleben an, abermals gehalten von einem Kirchenmitglied. Etwas nervös schilderte er die Wichtigkeit vor allem Kindern den Glauben nahe zu bringen. Er versuchte dem immer unruhiger werdenden Publikum stand zu halten, brachte Verse und Gleichnisse in seine Predigt ein.
Die tiefe Überzeugung, wie wir sie von Bruder Schulz und den Missionaren kannten, spiegelte sich nicht allzu deutlich in der Feier wider. Einen eher unspektakulären Eindruck erhielten wir. Manches schien sogar etwas widersprüchlich. Zum Beispiel, dass der Bischof keine religiösen Inhalte an die Gemeinde richtet, sondern diese nur von Mitgliedern selbst vorgetragen werden. Die Tatsache, dass der Prophet höchstpersönlich in der Jahrhunderthalle zugegen sein wird und für die Ticketsicherung im Gottesdienst geworben wird, scheint ebenso fragwürdig. Das Angebot, die im Anschluss stattfindenden Lehrstunden doch noch wahrzunehmen, schlugen wir aus.
Trotz eines weiteren Schrittes rein in die Welt der Offenbacher Mormonen, sind wir nicht weitergegangen. Wenn wir nächste Woche wieder vor der Frage stehen, ob wir der Erleuchtung eine Chance geben, bleibt der Rollladen wohl eher unten.
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